Eucrea Ausbildung
Mit seinen Strukturprogrammen hat sich EUCREA langfristig zum Ziel gesetzt, das Ausbildungs- und Arbeitsangebot für künstlerisch talentierte Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen im deutschsprachigen Raum zu erweitern und zu verbessern. Ob vor oder hinter den Kulissen: Künstler und Künstlerinnen mit Behinderung sollten in allen Bereichen des kulturellen Lebens sichtbar werden – sei es in der Kulturvermittlung, dem künstlerischen Betrieb oder der akademischen und nichtakademischen Ausbildung. EUCREA ist davon überzeugt, dass das kulturelle Leben in Deutschland an kreativem Reichtum gewinnt, wenn möglichst viele Mitglieder unserer Gesellschaft einbezogen werden. Die künstlerische Ausbildung von Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten sollte als eine Bereicherung für die Vermittlungsarbeit erkannt werden, und die bestehenden Ausbildungsgänge sollten zu mehr Methodenvielfalt anregen.
Bisherige Programme
2015 - 2017 hat EUCREA eine erste Projektphase – maßgeblich gefördert durch die Beauftragte für Kultur und Medien – im Modellraum Hamburg ARTplus Hamburg 2015 - 2016 gestartet mit dem Ziel, Künstler*innen mit Beeinträchtigungen und Kulturinstitutionen miteinander in eine Kooperation zu bringen. Anhand von einzelnen Modellfällen sollten exemplarisch Umsetzungsstrategien erprobt werden. An dem Projekt beteiligten sich 2016 zunächst sieben Hamburger Kulturinstitutionen, neue Partner sind inzwischen dazugestoßen. Erste, auch außerhalb des Projektzeitraumes funktionierende Angebote, konnten somit erreicht werden. Die Dokumentation/Handlungsempfehlungen die aus diesem ersten Programm hervorgegangen sind, finden Sie hier.
Von 2018 - 2021 wird das Programm – in diesem Fall maßgeblich gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes – mit den Bundesländern Hamburg, Sachsen und Niedersachsen weitergeführt. Unter dem Titel CONNECT - Kunst im Prozess wird der Aufbau langfristiger Kooperationen zwischen Kulturinstitutionen aller Sparten und Einrichtungen der Behindertenhilfe angestrebt.
Ab 2021 - 2023 wendet sich EUCREA in Kooperation mit aktuell vier Bundesländern (Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) dem Schwerpunkt Ausbildung und Qualifizierung zu. Das Programm ARTplus - Ausbildung und Qualifizierung widmet sich der Teilhabe an künstlerischer Bildung in allen Sparten der Kunst. Pro Bundesland wird mit mehreren künstlerischen Ausbildungsinstutionen kooperiert, die langfristig Erfahrungen in der künstlerischen Qualifizierung von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen sammeln wollen. Das dreijährige Programm wird ausgewertet und dokumentiert. Es verfolgt das Ziel, Künstler*innen mit Behinderung langfristig und dauerhaft Möglichkeiten der beruflichen Bildung im künstlerischen Bereich außerhalb der Behindertenhilfe zur Verfügung zu stellen.
Auflösung von PARALLELWELTEN
EUCREA verfolgt mit seinen Strukturprogramme die Strategie, die Parallelwelten Kunstbetrieb und Behindertenhilfe durchlässiger werden zu lassen. Es geht darum, Strategien zu entwickeln, wie inklusives Lernen für alle Beteiligten zur Bereicherung werden kann.
Aktuell wird die Möglichkeit der künstlerischen Ausübung für viele Menschen mit Behinderung ausschließlich im Rahmen der Behindertenhilfe angeboten. Nur wenige Personen - überwiegend Künstlerinnen und Künstler mit physischen Behinderungen - sind an den deutschen Kunsthochschulen zu finden.
Die innerhalb der Behindertenhilfe arbeitenden Kunstaktiven haben ihre Fähigkeiten überwiegend autodidaktisch erworben und nur selten an beruflicher Qualifizierung außerhalb der WfbM (Werkstätten für Menschen mit Behinderung) teilgenommen. Ihre künstlerische Erfahrung erweitern sie häufig durch praktische Tätigkeit, mit Kunst als Beruf werden sie vom Publikum an ihren künstlerischen Leistungen gemessen. Nicht nur die Teilhabe an künstlerischer Praxis wird ohne berufliche Qualifizierung erschwert, auch im Bereich der Kulturvermittlung sind Künstler mit Behinderungen schlechter gestellt, wenn ihnen grundlegende Bildungsinhalte nicht zugänglich sind.
Mit ARTplus arbeitet EUCREA bundesweit daran, dass Menschen mit künstlerischer Orientierung mehr Möglichkeiten finden, ihre Talente auszubilden und beruflich zu nutzen – sei es innerhalb oder außerhalb einer WfbM. Der Wunsch, professionell künstlerisch tätig zu werden, sollte für einen Menschen mit Behinderung nicht automatisch ein Arbeitsleben im Rahmen einer WfbM bedeuten.
SENSIBILISIERUNG VON POLITIK, VERWALTUNG UND KULTURBETRIEB
Die Strukturprogramme von EUCREA zielen darauf ab, Politik, Verwaltung und Kulturakteure im deutschsprachigen Raum für die Diversität im Kulturbetrieb zu sensibilisieren und aktiviert Kooperationsbeteiligte in ganz Deutschland, in das Thema einzusteigen. EUCREA setzt sich bundes- und landespolitisch für eine Diversifizierung des Kulturbetriebs ein.
Darüber hinaus geht es auch darum, Sehgewohnheiten zu verändern. Auf der Bühne und im Film werden Darstellerinnen und Darsteller mit Behinderung oftmals als "besonders" wahrgenommen und werden häufig für solche Rollen besetzt. In Kunsthochschulen sind Künstlerinnen und Künstler als Mitstudierende und als Mitglieder des Lehrkörpers weitgehend unbekannt. Im Kulturbetrieb und in seiner Außendarstellung bedarf es eines langfristig angelegten Umdenkungsprozesses: Vielfalt sollte in der Öffentlichkeit als Stärke und nicht als Schwäche wahrgenommen werden.